The swamp thing oder: Buddeln bis zum Mittelpunkt der Erde

In der Theorie entscheidet sich der durchschnittliche Bauherr für einen Bauträger, weil er möglichst wenig selbst machen will. In der Praxis fragt sich der durchschnittliche Bauherr, wieso eigentlich jegliche Freizeit etwas mit Schubkarren, Spaten und Schaufeln zu tun hat…
Zum Beispiel unsere Terrasse! In allen Diskussionen sicher ein Thema für „später, wenn wir erstmal eingezogen sind“. Aber dennoch muss der Untergrund der Terrasse gegen Abrutschen gesichert werden. Kein Problem, wo Martin doch jetzt Urlaub hat! Also zieht er einen Graben, da kommen dann die Befestigungssteine hinein:

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Und da sind auch schon die Steine! Uuuiii, so viele?

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Die „Steine“ sind eigentlich hohl, denn da kommen noch Stahlstangen (vom Rohbau übrig) und jede Menge Beton rein.

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Leider regnet es am Mittwoch ergiebig und der Graben…

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… muss leergepumpt werden:

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Tja, und dann regnet es am DONNERSTAG so unfassbar heftig, dass der Graben…

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So eine Gemeinheit! Das gesamte Grundstück ist geflutet! Und wie zum Hohn ragt nur noch das völlig überforderte Drainage-Rohr aus dem Sumpf:

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Also, das macht ja jetzt überhaupt keinen Spaß…
Nochmal leerpumpen… Und jetzt darauf hoffen, dass das gute Wetter anhält und an anderer Stelle das nächste Projekt beginnen, bis der Terrassengraben abgetrocknet ist.
So: dann beginnt Martin eben schon mal vor dem Haus mit dem Abwassergraben…

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Wenn wir den selbst buddeln, kostet das eben nicht 771€, sondern nur etwa 80€.
Wie war das noch gleich mit Theorie und Praxis? Wenn es so einfach wäre, würden die Nachbarn sicher nicht so interessiert schauen:

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Das Ding aus dem Sumpf! The swamp thing! Ein gruseliges Matschmonster stellt fest, dass wir zwar reichlich KG-Rohr mit 100er-Durchmesser haben, der verd… Anschluss aber 150er Durchmesser verlangt!

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Also, auch dieses macht nicht wirklich Spaß!
Schön, wechseln wir also zum nächsten Buddel-Projekt (und im Hinterkopf behalten, dass Montag 150er Rohr gekauft werden muss) und suchen schonmal die Telekom-Leitung.
Die Zeichnung der Telekom war – nun ja, sagen wir mal „vage“ bezüglich des genauen Verlaufs der Leitung. Irgendwo hier…

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…oder weiter zur Strassse. Oder weiter Richtung Haus… Der Nachbar hat es erkannt: „Hier buddeln, Mädel! Buddeln, buddeln“

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Recht hat er! Jippie, gefunden!

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Da isses… Und das hat dann endlich mal Spaß gemacht an diesem Wochenende!
So, Telekom, jetzt bist du wieder dran 🙂

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Und jetzt will ich keine faulen Ausreden mehr hören und sich tot stellen gilt auch nicht mehr. Hallo? Telekom? Hörst du mir zu?

Innenputz

Während also die Trockenbauer oben noch die letzten Arbeiten erledigten, begann das nächste Gewerk unten. Die Putzer haben 3 Paletten Maschinenputz vor die Haustür gestellt. Und was man noch alles so zum Verputzen braucht, füllt unser komplettes Wohnzimmer:

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Normalerweise wünscht man sich die Ecken der Wände möglichst eckig (oder man ist Rudolf-Steiner-Fan, dann natürlich nicht, aber das ist ein anderes Thema…). Wo war ich? Ach ja, Ecken!
Die gibt es auch als Meterware zu kaufen und sehen so aus:

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Am ersten Tag haben die Putzer die ungeliebten Vorarbeiten erledigt und Ecken über Ecken angegipst.

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Und dann geht es los: Oben in die Maschine kommt der staubige Maschinenputz, dazu jede Menge Wasser per angeschlossenem Wasserschlauch. Das ergibt eine sahnige Masse, die von Putzer Nr. 1 auf Konditorenart an die Wand gespritzt wird. Putzer Nr. 2 geht mit dem Riesenspachtel hinterher und zieht die Masse glatt. Und schon wird es hell im Haus:

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Mit Peters Tipp, das Kabelgewirr im Hauswirtschaftsraum an die Decke hochzubinden, waren die Kollegen übrigens sehr glücklich!

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Außerdem haben Sie uns zwei Fensterbänke (im HWR und am Treppenfenster) eingebaut. Weil das zwei Fenster sind, die uns herzlich wenig interessieren, haben wir uns für das Billig-Standardmodell entschieden. Hässlich… Kuckt aber später eh keiner hin…

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Wenn alles verputzt ist, ist von den Steckdosen nix mehr zu sehen. Zum Glück haben wir ja vorher reichlich Fotos gemacht. So kann man sich mit dem Telefon (da sind die Fotos drauf) vor die graue Wand stellen und mit vorsichtigem Klopfen die Dosen suchen und freikratzen…

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Oder: man wartet einfach einen Tag, lüftet kräftig und schaut zu, wie der graue, nasse Putz zu einer weissen Wand trocknet:

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Dann verrät einem nämlich das Kondenswasser in den Steckdosen (da ist es immer noch feucht), wo die Schlingel sich versteckt haben:

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Verräterisch sind auch die Stellen, an denen wir kiloweise Rotband benutzt haben (ups):

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Das Treppenhaus wurde am Donnerstag als Letztes fertig und noch ziemlich nass. Ganz hübsches Muster, was die Porotonsteine jetzt zeichnen:

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Hier sieht man, dass die Feuchtigkeit vom Stein schneller aufgenommen wird als vom Mörtel.

Der Trockenbau

Nachdem unser Elektrik-Gewerk im Obergeschoss jede Menge Kabel durch den Rohbau gezogen hat, sieht es noch etwas „leer“ aus:

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Die Wände stehen einsam im Raum… Es wird Zeit, dass wir richtige Zimmer bekommen. Also muss eine Decke für das Obergeschoss her!
Am Donnerstag kommen die Trockenbauer mit jeder Menge Mineralwolle, Folie, Klebeband und Klipsen und Profilen im Gepäck.
Dann werden die Schrägen im Obergeschoss mit Mineralwolle gedämmt und Folie von Wand zu Wand gezogen.

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Wo die Folienbahnen aneinanderstossen, kommt das klebrigste Klebeband aller Zeiten zum Einsatz:

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An den Wandrändern und den obersten Steinen des Drempel (da wo die senkrechte Wand endet und die Schräge beginnt) wird ein satter Streifen kaugummiartiger Kleber aufgebracht. Die Folie klebt also auf diesem elastischen Bett und dichtet den Raum ab.

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Am Freitag ist Profil-Tag. Auf der Folie werden jetzt die Befestigungsprofile montiert, die später alle Gipskartonplatten festhalten sollen.

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Und damit auch alle Wände richtig gerade werden, messen die Trockenbauer mit einem Laser die Abstände aus. Die Dämmwolle ist weich, die Steine hart – damit trotzdem alles im Lot ist, werden die Profile millimetergenau mit Abstandskeilen an ihren richtigen Platz gebracht:

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Das Dachfenster im Bad hat schon konkrete Umrandungen:

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Montag ist dann Plattentag! Nachdem alles so schön vorbereitet ist, werden die Gipskartonplatten an die Profile geschraubt:

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Und so sieht das Dachfenster im Bad am Montag abend aus:

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In Martins Zimmer ist der Platz für die Bodentreppe ausgespart. Hier können wir später in die Dachspitze klettern (das wird wohl unser Kellerersatz und „Rumpelkammer“ des Häuschens).

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Während oben noch die Trockenbauer am Werk waren, haben gestern übrigens schon unten die Verputzer begonnen. Aber davon später mehr…

„Schwung!“ ruft der Elektriker

Ein großes Kapitel folgt: die Elektrik!
Der Elektromeister unseres Vertrauens ist Martins Bruder Peter. Leider wohnt Peter in NRW, seine tatkräftigen Einsätze auf unserer Baustelle wollen also gut geplant werden.
Die beiden Brüder waren ja schon erfolgreich beim Verlegen der Leerrohre auf der Filigrandecke:

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Jetzt hatte Martin den Auftrag, im Vorfeld alle Schlitze in die Porotonwände zu fräsen und Dosenlöcher zu bohren, damit wir gemeinsam ungebremst loslegen können, wenn Peter kommt.
So richtig erfolgreich war das nicht…

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3 Bohrkronen später gab es erste Tote zu beklagen:

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Papas gute AEG-Bohrmaschine (ein Modell der späten 70er Jahre) protestierte mit weisser Qualmbildung und gab fortan keinen Mucks mehr von sich. Tut mir leid, Papa!
Im zuverlässigen Werkzeugladen in Blankenburg war zufällig ein Vertreter von Protool anwesend, der uns sein neues Super-Bohrmaschinchen kostenlos ausgeliehen hat:

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Tolles Teil für Holzarbeiten, aber bei Poroton nicht einsetzbar… Auch die neue Hitachi-Schlagbohrmaschine ist toll. Wenn es nicht in Poroton geht… Seufz.
Wir sind also längst nicht im Zeitplan, als Peter dann am Donnerstag um 9h auf der Baustelle eintrifft (der arme Kerl hatte da schon 4,5 Stunden Fahrt hinter sich). „Schwung!“ ruft der Elektriker und dann geht es los. Ausladen:

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…und mit ERSTKLASSIGEM Equipment weiterfräsen und bohren.
Schon bald sind erste Wände einsatzbereit:

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Ich darf mich an das Rezept für die richtige Pampen-Qualität bei Zementmörtel, Dämm-Mörtel, Rotband und Gips wagen.

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Eine kleine Auswahl der Zutaten:

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Und alle Leerrohre und Leitungen werden punktuell wieder zugespachtelt. Das muss nicht komplett gemacht werden, sagte unsere Bauleiterin, als sie sich das anschaute. Nur so, dass alles sitzt – den grossen Rest erledigt der Innenputz. O.k…

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Ziel für Tag 1 ist die Fertigstellung im Obergeschoss.

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Die Brüder machen „Schwung“…

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Trotzdem schaffen wir das Tagesziel nicht, denn Martin muss um 16h die Baustelle verlassen und „normal“ zur Arbeit gehen. Kleine Katzenwäsche überm Mörteltrog, das muss reichen!

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Also machen Peter und ich alleine weiter, bis Martin in der Nacht wieder zur Baustelle zurückkehrt.

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Hier werden Leerrohre auf den Boden gelegt, die später im Estrich versinken. Und Kabel werden über die Sparren verzogen – die muss der Trockenbauer in seine Sperrschicht mit einbauen.

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Ich darf schonmal die Kabel für die Deckenlampen einziehen:

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…und freunde mich mit Abisolierzange, Spirale und Seitenschneider an…

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Tag 2: „Schwung!“
Das Obergeschoss wird fertiggestellt und dann geht es ans Erdgeschoss (hurra, ich muss nicht mehr über die verhasste Leiter! Ich hab doch Leiter-Panik!) Dafür wird heute umso mehr gekniet:

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Und wenn schon, dann kommt nur noch die harmlose kleine Leiter zum Einsatz:

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Es geht voran!

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Erstaunlich, wieviele Schalter und Steckdosen man gebrauchen kann…

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Ein paar Strippen sind auch schon im Hauswirtschaftsraum angekommen…

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Am künftigen Sicherungskasten sind noch nicht alle Leitungen belegt, aber wir arbeiten mit „Schwung“ daran:

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Tag 2 hatte sogar noch eine Kaffeepause zu bieten!

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Ein Bild mit Seltenheitscharakter, denn der Zeitplan ist ehrgeizig und an Tag 3 haben wir nur noch alte Kirschplunder und Bananen im Vorübergehen vertilgt. Der arme Peter…
Aber durch sein pfiffiges Vorausschauen haben wir jetzt Die beste Elektrik der Welt, die auch in 15 Jahren nicht zu knapp bemessen sein dürfte 🙂

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Mit schicken Treppenleuchten zum Beispiel:

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Oder Klingel (auch Videogegensprechanlagen-tauglich), Lampe und Bewegungssensor an der Haustür:

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Insgesamt haben wir 150 Dosen eingebaut und knapp 1km Leitungen versenkt. Im Standard-Hausprogramm waren 42 Dosen vorgesehen…
Peter hat gute 50 Arbeitsstunden in 3 Kalendertage gepackt (!!!) und wir Sesselpuper haben mal richtiges, ernsthaftes Arbeiten erlebt. Respekt!
Die eine oder andere Strippe wartet jetzt brav darauf, beim nächsten Elektrik-Arbeitseinsatz in der Wand zu verschwinden:

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In diesem Sinne: „Schwung!“
Danke, Peter!